Erneuerbare Energien sollen die klimaschädlicheren konventionellen Energiequellen in Deutschland nach und nach ersetzen, um die Energiewende voranzutreiben. Doch wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, droht die Dunkelflaute – und wenn Kohle- und Kernkraftwerke fehlen, bricht die Stromversorgung zusammen, behaupten Skeptiker:innen gern. Konventionelle Kraftwerke seien deshalb für die Versorgungssicherheit in Deutschland unverzichtbar. Aber müssen wir wirklich Angst vor Dunkelflauten haben, wenn wir die Wind- und Solarenergie weiter ausbauen?
Als Dunkelflaute bezeichnet man das gleichzeitige Auftreten von Dunkelheit und Windstille. Das bedeutet, dass über mehrere Tage oder Wochen kaum Wind weht und gleichzeitig wetter- oder jahreszeitbedingt Dunkelheit herrscht. Vor allem für die Energieerzeugung aus Wind und Sonne kann dies eine Herausforderung sein, denn während einer Dunkelflaute produzieren Windräder und Solaranlagen wenig oder gar keinen Strom. Wenn zusätzlich niedrige Temperaturen herrschen und der Energiebedarf steigt, spricht man von einer kalten Dunkelflaute. Diese kann in der Regel vor allem in den ersten beiden Monaten des Jahres auftreten.
In Deutschland verbrauchen wir zu jeder Tages- oder Nachtzeit Strom. Wir haben eine Grundlast, also einen permanenten Verbrauch von etwa 40 bis 80 Gigawatt, die Spitzenlast liegt sogar bei 90 Gigawatt. In manchen Situationen können die Erneuerbaren Energien diese Lasten nicht leisten. Dann springt die sogenannte Regelleistung ein: Energie aus konventionellen Gas-Kraftwerken. Deren Kapazität reiche auch nach dem Abschalten von Kern- und Kohlekraftwerken aus, sagt das Fraunhofer-Institut in einem Gutachten von 2019. Bislang gäbe es europaweit Überkapazitäten an konventionellen Kraftwerken, die man abbauen könne. Und: Man habe 60 Millionen Szenarien mit Dunkelflaute und Kraftwerksausfällen am Computer simuliert, in keinem sei es zu Stromausfällen in Deutschland gekommen.
Auch wenn der Wind mal nicht weht, ist die Windenergie seit mehreren Jahren einer der wichtigsten Stromquellen. Im Jahr 2023 betrug der Anteil der Windkraft an der gesamten Stromerzeugung in Deutschland knapp 27 %, gefolgt von Braunkohle, Erdgas, Photovoltaik, Steinkohle und Biomasse
Die Sorge um Stromausfälle während einer Dunkelflaute ist zwar verständlich, aber weitgehend unbegründet. Fortschritte in der Energietechnologie und die Integration verschiedener Energiequellen stellen sicher, dass Deutschland auch bei fehlendem Wind und Sonnenlicht zuverlässig mit Strom versorgt wird. Mit einem robusten Mix aus erneuerbaren Energien und der notwendigen Regelleistung durch konventionelle Kraftwerke ist die Energieversorgung auch in Zukunft gesichert. Die kontinuierliche Entwicklung und Verbesserung von Speichertechnologien sowie das europaweite Netz von Energieanbieter tragen ebenfalls dazu bei, dass Deutschland nicht im Dunkeln sitzt.