Fest verzurrt an einem Sicherungsseil, kämpft sich das Serviceteam aufwärts zu seinem Arbeitsplatz in 69 Metern Höhe. Wahrlich kein Job für Menschen mit Höhenangst. Zehn bis fünfzehn Minuten brauchen die Techniker für die rund 250 Leiterstufen hinauf in den Turm der Anlage vom Typ Nordex N-60/1300. Insgesamt 19 baugleiche Windenergieanlagen (WEA) mit einer Gesamtleistung von 24,7 MW stehen im Windpark in Ihlewitz, einer dünn besiedelten Gemeinde am Rande des Ostharzes.
Seit 2022 wird er von Prokons Service-Tochter Pros technisch betreut. Bei so vielen Einsatzorten gibt es immer etwas zu tun: „Ob Wartungsarbeiten, Reparaturen oder akute Fehlersuche – unsere Mitarbeiter sind nahezu täglich im Turm“, sagt Pros-Vertriebsleiter Oliver Hansen.
Drei Teams sorgen dafür, dass die 1998 erbauten Anlagen auch nach mehr als 25 Jahren weiter „rundlaufen“ und zuverlässig Erträge abwerfen. Schließlich will ihr Betreiber, die Windpark Ihlewitz GmbH & Co. KG, den Park noch bis 2025 weiterführen.
Pros hat diese Aufgabe quasi „geerbt“. „Unser Vertragspartner für Technik und Wartung war jahrelang die Firma StiegeWind“, sagt Wilfried Schäfer, Geschäftsführer der Windpark Ihlewitz Verwaltungs GmbH. Nach der StiegeWind-Übernahme durch die Prokon-Tochter sah er jedoch keinen Anlass, die Kooperation zu hinterfragen. Schließlich kennt – und schätzt – man sich bereits aus einem anderen Projekt. „Wir betreiben zusammen mit Prokon erfolgreich den Bürgerenergiepark in Gagel. Von daher wussten wir um die hervorragende Technik-Expertise der Itzehoer Windparkspezialisten“, sagt Schäfer.
Am Firmensitz in Itzehoe befindet sich auch das Datenfernüberwachungszentrum. Ein Team hat hier sämtliche Anlagen, die von Prokon und Pros betreut werden, im Blick und koordiniert die erforderlichen Service-Einsätze. Das Monitoring erfolgt rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr per Echtzeit-Datenübertragung. Auch die 19 Anlagen in Ihlewitz, Sachsen-Anhalt, übermitteln regelmäßig Betriebsdaten wie Stromproduktion, Drehzahl des Generators, Windgeschwindigkeit, Schwingungen, Temperaturen und elektrische Ströme.
Bei Störungen entscheiden die Mitarbeiter anhand des Fehlerprotokolls, ob sie das Problem aus der Ferne via Reset-Funktion lösen können. Ist das nicht möglich, werden der Betreiber bzw. die Disposition informiert. Diese plant dann einen Einsatz an der WEA.
Ihlewitz passt perfekt ins Service-Portfolio der Pros, die sich auf Bestandsanlagen spezialisiert hat, die schon lange laufen und bei denen der Hersteller die Steuertechnik freigegeben hat. „Dann können überhaupt erst externe Dienstleister zum Zuge kommen“, sagt Pros-Experte Hansen. Egal ob Nordex, Enercon, General Electric oder Vestas – Pros verfügt für alle gängigen Systeme über das notwendige Know-how.
"Aus unserer langjährigen Erfahrung kennen wir auch die typischen Schwachstellen der Anlagen.“
Oliver Hansen, Pros-Vertriebsleiter
Mit dem Windparkbetreiber in Ihlewitz wurde ein sogenannter Basiswartungsvertrag vereinbart. Er umfasst die halbjährlichen, turnusgemäßen Wartungen und Prüfungen der Anlage sowie kleinere Instandhaltungsmaßnahmen und Entstörungen. Bei Bedarf übernehmen die Pros-Techniker aber auch aufwendigere Reparaturen. Da sie in der Region wohnen, sind sie im Ernstfall schnell zur Stelle. Ein Servicestützpunkt mit Werkzeuglager und Ersatzteildepot unterstützt die Techniker.
Reicht das nicht aus, können die Serviceteams in den beiden Prokon-Ersatzteillagern aus dem Vollen schöpfen – eines davon mit Großkomponenten wie Getriebe, Generatoren und Transformatoren. Von der hohen Komponentenverfügbarkeit in Itzehoe profitiert auch der Windparkbetreiber in Ihlewitz. „Wir haben erst im Januar einen Generator von Prokon gekauft“, so Schäfer. „Gerade bei älteren Anlagen sind solche Ersatzteile mitunter Mangelware. Dann zieht sich die Beschaffung hin, und die Anlage fällt wochenlang aus. Solche Kostenrisiken möchten wir natürlich vermeiden.“
Lückenlose Fernüberwachung, schnelle Reparatureinsätze und umfangreicher Ersatzteilsupport – nicht zuletzt dank des breiten Servicespektrums von Pros liefert der Windpark Ihlewitz noch immer eine hohe Performance. „Mit einer Gesamtverfügbarkeit von 95 Prozent erreichen die Anlagen regelmäßig unser selbst gestecktes Ziel“, erklärt Schäfer. Irgendwann sind aber auch die Tage der Ihlewitz-Anlagen gezählt. Die Anträge fürs Repowering laufen bereits. Ab 2025 werden die 19 Türme sukzessive abgebaut und durch eine geringere Zahl größerer und deutlich leistungsstärkerer Nachfolger ersetzt. Doch bis es so weit ist, werden die Pros-Mitarbeiter noch Hunderte Stunden im Einsatz sein – und die Produktion von vielen Gigawattstunden Strom sicherstellen.
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